Fachtagung: „Gewalt in Dessau-Roßlau – (K)ein Thema!“

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlässlich des, jährlich am 25.11. stattfindenden, internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen lud der Facharbeitskreis „Gewalt“  der Stadt Dessau-Roßlau  am 24.11.23 zu der Fachtagung „Gewalt in Dessau-Roßlau – (K)ein Thema!“ in den Ratssaal ein.

Grundlage des Fachtages war die Vorstellung des Gewaltschutzkonzeptes zur Prävention Häuslicher Gewalt und Hilfen für Betroffene für die Stadt Dessau-Roßlau. Dieses, vom Facharbeitskreis entwickelte, Konzept zeigt Handlungsketten bei Einsätzen häuslicher Gewalt auf, um so die Opfer schnellstmöglich und effektiv vom Täter zu trennen, sie ins Hilfesystem einzugliedern und so vor weiteren Gewalttaten zu schützen.

Die Notwendigkeit eines solchen Konzeptes spiegelt sich in der polizeilichen Kriminalstatistik 2022 wieder, welche ebenfalls im Rahmen des Fachtages vorgestellt worden ist. Aus dieser geht hervor, dass in 81% der Fälle häuslicher Gewalt das Opfer weiblich ist und die Fallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren, je nach Deliktart, um bis zu 10% angestiegen sind.  Die vorgestellten Ergebnisse unterstreichen nochmals die Wichtigkeit eines funktionierenden Opferschutzes.

Des Weiteren bot die Fachtagung den Teilnehmenden die Möglichkeit mit den Akteur*Innen des Hilfesystems in Austausch zu treten, um so zum Thema Gewalt gegen Frauen sensibilisiert zu werden, Möglichkeiten der Intervention kennenzulernen und evtl. Kooperationen einzugehen.

Den Abschluss des Fachtages bildete ein Flashmob im Dessauer Stadtpark. Die Akteur*Innen und Teilnehmenden versammelten sich am hiesigen Brunnen und bildeten eine große orangene Traube aus Regenschirmen. Hierbei steht die Signalfarbe Orange als Zeichen für die, mit dem 25.11. startenden 16 tägigen Orange Days. Eine von der UN ins Leben gerufene Kampagne, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.

Passend zum Namen des Dessauer Brunnens „Stadtgespräche“ soll mit der Schirmaktion das Schweigen zu dem, bis heute tabuisierten, Thema „Gewalt gegen Frauen“ gebrochen und die Öffentlichkeit sensibilisiert werden.

Ein Dank geht an die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dessau-Roßlau Claudia Heß und dem Facharbeitskreis „Gewalt“ für die jahrelange Zusammenarbeit und den großen Einsatz für den Opferschutz!

 

Stolpersteinaktion 2023

Zum dritten Mal konnte die Stolpersteinaktion am 26.01.2023 gemeinsam mit Schülerinnen der Klassenstufe 7-8 durchgeführt werden. Die Gemeinschaftsschule „Thomas Müntzer“ hat die Patenschaft von 14 Stolpersteinen am Alten Markt im Jahr 2021 übernommen. In Gedenken an die Familien Steinhardt, Lecker, Natowitz und Sender legten die Schülerinnen weiße Rosen nieder und hielten eine Schweigeminute ab. Beim gemeinsamen Säubern der 14 Gedenksteine wurde über das Schicksal der Familien gesprochen. Die Schülerinnen waren sehr betroffen, sind sich aber sicher das diese durch die Schulsozialarbeit ins Leben gerufene Tradition an der Schule weitergeführt werden muss, und in weiteren Projekten bearbeitet werden sollte um auch andere Schüler*Innen zu Informieren und für dieses Thema zu sensibilisieren.

 

Pressemitteilung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, am 25.11., hat der Bundesverband der Täterarbeitseinrichtungen, in diesem Jahr ein, besonders vulnerable Gruppen im Fokus.

Hier die Pressemitteilung des Bundesverbandes im Wortlaut:

Weltweit sehen sich Organisationen und Aktivist*innen, die sich für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen einsetzen, verstärkt Anfeindungen und extremer Gewalt ausgesetzt. Ob im Iran, in Afghanistan, Polen, den USA oder in Deutschland – Menschen, die sich in der Öffentlichkeit gegen geschlechtsspezifische Gewalt positionieren, werden immer häufiger systematisch beleidigt, bedroht, verfolgt und angegriffen. Wir erleben aktuell, so formuliert es die Autorin Susanne Kaiser, einen internationalen Backlash gegen Frauenrechte. 

Der entschlossene Einsatz gegen Gewalt an Frauen und Mädchen ist daher Jahrzehnte nach dem ersten Aktionstag zum 25. November wichtiger denn je! Weiterhin sind Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft in extremem Ausmaß von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen. Sie trifft Frauen in der Öffentlichkeit und zuhause, im digitalen und analogen Raum, im Privatleben und im beruflichen Kontext. Die Gewalt findet auf individueller, struktureller und institutioneller Ebene statt – Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig und ein elementarer Bestandteil unserer Gesellschaft. 

Dramatisch stellt sich die Situation insbesondere für Frauen und Mädchen dar, die besonders vulnerablen Gruppen angehören und intersektionale Diskriminierung erfahren. Sie sind zum einen aufgrund von Herkunft, Hautfarbe, sexueller/geschlechtlicher Identität, Alter, Beeinträchtigung oder anderen Merkmalen einem erhöhten Gewaltrisiko ausgesetzt. Zum anderen werden diese Frauen von bestehenden Unterstützungs- und Hilfsangeboten für Gewaltbetroffene zumeist ausgeschlossen und der Gewalt weitestgehend schutzlos ausgesetzt. So sind Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigung zwei bis dreimal so oft wie Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt von Gewalt betroffen. Sie erleben in hohem Maße häusliche und öffentliche Gewalt sowie diskriminierendes Verhalten vonseiten der Behörden, Ämter, Pflegedienste und anderen Institutionen. Trotz der extremen Gefährdungslage existieren kaum Beratungs- und Hilfsangebote für gewaltbetroffene Frauen mit Beeinträchtigung. Oftmals fehlt es Beratungsstellen und Frauenhäuser an finanziellen Ressourcen, um barrierefreie Unterstützung anbieten zu können. Nur zehn Prozent der Frauenhäuser und ein Drittel der Frauenberatungsstellen sind zumindest eingeschränkt barrierefrei. Zudem mangelt es an Maßnahmen und einer staatlichen Strategie, um gewaltfördernde Strukturen abzubauen und Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigung präventiv vor Gewalt zu schützen.

Der Schutz von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigung ist in der UN-Behindertenrechtskonvention, der UN-Frauenrechtskonvention und der Istanbul-Konvention festgeschrieben. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen fordern wir die Bundesregierung daher zur Umsetzung der Konventions-Vorgaben auf. Beratungsstellen und Frauenhäuser müssen mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um einen möglichst barrierefreien Zugang gewährleisten zu können. Es bedarf einer umfassenden Informationsvermittlung zum Thema Gewalt; sowohl für Frauen mit Beeinträchtigung selbst als auch für die in ihrem Umfeld lebenden/tätigen Personen. Die zu entwickelnde Gesamtstrategie zur Umsetzung der Istanbul-Konvention muss die besondere Schutzbedürftigkeit von Frauen, die Mehrfachdiskriminierung erfahren, berücksichtigen und wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung Gewalt beinhalten. Dafür fordern wir auch eine stärkere Finanzierung von Täterarbeit, um diese flächendeckend und ebenfalls barrierefrei anbieten zu können. Nur so können auch gewaltausübende Personen mit Beeinträchtigung oder sprachlichen Barrieren erreicht und Betroffene besser vor (weiterer) Gewalt geschützt werden.

Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelphänomen, sondern strukturell in unserer Gesellschaft verankert. Nur gemeinsam kann uns das Aufbrechen dieser Strukturen gelingen. Als profeministischer Dachverband solidarisieren wir uns mit allen von Gewalt betroffenen Frauen und fordern die vollständige Umsetzung der relevanten Konventionen!